Praktikumszeugnis

Praktikumszeugnis: Wer hat Anspruch auf ein Praktikumszeugnis?

Nach der Schulzeit absolvieren viele erstmal eine Reihe an verschiedenen Praktika, um in unterschiedliche Berufsfelder reinzuschnuppern. Außerdem sehen Praktika auf Lebensläufen immer vorteilhaft aus. Aber haben Sie eigentlich Anrecht auf ein Praktikumszeugnis, um die Arbeit nachweisen zu können und was soll ein solches Zeugnis enthalten? Lesen Sie in diesem Artikel alles rund um Praktikumszeugnisse.

Hat man Anrecht auf ein Praktikumszeugnis?

Dadurch, dass jeder Praktikant, der ein freiwilliges Praktikum absolviert, als Arbeitnehmer gilt, hat er laut § 109 der Gewerbeordnung auch einen gesetzlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. In dem Fall ist es dann ein Praktikumszeugnis. Sie sollten aber beachten, dass Ihr Anspruch auf das Zeugnis drei Jahre nach Beschäftigungsende verfällt, wenn Sie es nicht direkt ausgestellt bekommen haben.

Das gilt allerdings nicht für alle Praktikumsformen. Bei einem Schülerpraktikum und anderen Arten von Pflichtpraktika gibt es keinen gesetzlich festgelegten Anspruch auf ein Zeugnis. Hier ist eine einfache Bescheinigung über den absolvierten Zeitraum und den Unternehmensnamen üblich.

Wie muss ein Praktikumszeugnis aufgebaut sein?

Es gibt verschiedene formale und inhaltliche Ansprüche an Praktikumszeugnisse. Das sind vor allem folgende:

  • klare und verständliche Formulierungen

  • wahre und wohlwollende Aussagen

  • keine versteckten negativen Darstellungen

  • Ausdruck auf Firmenpapier

     

Außerdem gibt es zwei verschiedene Zeugnisarten:

  • einfaches Praktikumszeugnis

  • qualifiziertes Praktikumszeugnis

     

Dabei besteht der große Unterschied in der Ausführung. Ein einfaches Praktikumszeugnis enthält lediglich einen Nachweis darüber, wann und wo der Praktikant gearbeitet hat. Außerdem wird objektiv beschrieben, welche Aufgaben er erfüllt hat. Manchmal werden auch die verschiedenen Tätigkeitsbereiche aufgelistet, wenn es verschiedene Arbeitsbereiche gab.

Ein qualifiziertes Praktikumszeugnis enthält zusätzlich Beurteilungen zum Sozial- und Teamverhalten sowie eine Leistungsbewertung. Dabei wird auch die Arbeitsweise und das Engagement des Praktikanten beschrieben.

Der gesetzliche Anspruch auf ein Arbeitszeugnis gilt nicht für qualifizierte, sondern lediglich für einfache Zeugnisse. Es wird aber empfohlen, den Arbeitgeber um ein qualifiziertes Praktikumszeugnis zu bitten, weil diese aussagekräftiger für zukünftige Bewerbungen sind. Die Bitte sollten Sie drei bis vier Woche vor Praktikumsende an den Vorgesetzten richten, damit er genügend Zeit für die Erstellung hat.

Enthält ein Praktikumszeugnis Noten?

Ein Praktikumszeugnis wird nicht wirklich eine Auflistung an Noten enthalten. Allerdings gibt es verschiedene Formulierungen, die sich über die Jahre als Geheimcodes für Personaler entwickelt haben. Auch wenn ein Zeugnis eigentlich wohlwollend und wahr formuliert sein soll, kann anhand dieser zwischen den Zeilen gelesen werden, wie gut der Praktikant wirklich gearbeitet hat. Für die Leistungsbewertung gibt es folgende Geheimcodes:

FormulierungNote
„stets zur vollsten Zufriedenheit“sehr gut (1)
„stets zur vollen/zur vollsten Zufriedenheit“gut (2)
„zur vollen Zufriedenheit“befriedigend (3)
„zur Zufriedenheit“ausreichend (4)
„im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“mangelhaft (5)
„hat sich bemüht“ungenügend (6)

 

Auch die Schlussformel in einem Praktikantenzeugnis hat eine besondere Bedeutung. In der Regel wünscht der Arbeitgeber dem Praktikanten alles Gute für die Zukunft und bedankt sich für die Zusammenarbeit. Aber auch hier können solche Aussagen negativ gemeint sein:

FormulierungGeheimcodebedeutung
„Wir wünschen ihm/ihr alles Gute und Gesundheit“Person war oft krank
„Wir wünschen alles Gute, besonders Erfolg“Person hatte im Unternehmen keinen Erfolg

 

Dahingegen ist der Wunsch für weiterhin viel Erfolg eine sehr positive Aussage.

Kann ich gegen ein schlechtes Praktikumszeugnis vorgehen?

Wenn Sie der Meinung sind, dass das Schreiben Ihrer Praktikumsbeurteilung schlechte Formulierungen enthält, die ein Hindernis bei weiteren Bewerbungen sein werden, können Sie das Zeugnis zurückweisen und ein neues verlangen. Allerdings verfällt der Anspruch auf Korrekturen nach einiger Zeit, Sie sollten also nicht zu lange damit warten. Für die Bitte nach einer Korrektur gibt es drei Möglichkeiten:

  • direkte Ansprache beim Arbeitgeber

  • schriftlicher Widerspruch bei zu langer Korrektur oder Uneinsichtigkeit

  • gerichtliche Klage, wenn keine Korrektur stattfindet

     

Der schriftliche Widerspruch ist angemessen, wenn der Arbeitgeber auf die Bitte entweder gar nicht reagiert oder die Korrektur zu lange auf sich warten lässt. Sollten Sie trotzdem kein neues Praktikumszeugnis erhalten, kann auch eine Klage beim Arbeitsgericht in Betracht gezogen werden. Diese darf aber nicht später als drei Wochen nach Praktikumsende eingereicht werden.

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